Zum Tode von Professor Peter Starlinger – Gedanken zur Erinnerung an einen großen Streiter für den Frieden

Von Helmut Aichele und Reiner Braun
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Am 1. September 2017 starb Peter Starlinger. Er setzte seinem Leben selbst ein Ende.

Am 18.03, 1931 in Freiburg/Breisgau geboren wurde er 86 Jahre alt. Bis zu seiner Pensionierung war er Direktor des Instituts für Genetik der Universität Köln, ausgezeichnet mit hohen wissenschaftlichen Preisen wie den Robert-Koch-Preis und der Otto-Warburg Medaille. Er genoss national und international hohes wissenschaftliches Ansehen.

Peter Starlinger war einer der prägenden Persönlichkeiten der Friedensbewegung der 80. Jahre.

Als Initiator des Krefelder Appels gegen die neuen Atomwaffen, der mit 5 Millionen immer noch größten Unterschriftensammlung in der Geschichte der BDR, prägte und unterstützte er in leitender Position und mit großem Engagement die Entwicklung der Anti-Atomwaffen Bewegung.  Er sprach auf den großen Friedensdemonstrationen im Hofgarten, auf den Ostermärschen aber auch und immer wieder bei den vielen kleinen Veranstaltungen der Friedensinitiativen, der Kirchen und Gewerkschaften. Niemals zweifelte er an dem Sinn und  der Notwendigkeit der Aufklärung der Menschen über die Gefahren der Atomwaffen. Aufklärung und Wissen war für ihn die Basis auch für das friedenspolitische Engagement von vielen.

Der Abschaffung der  Atomwaffen  widmete er sein gesellschaftliches Engagement – gerade und besonders als Wissenschaftler. Wissenschaft ist nicht nur verantwortlich, für das sie tut, sondern auch was sie widerstandslos  hinnimmt. Ein Gedanke, der ihn  aus seiner wissenschaftlichen Arbeit, seinen Erfahrungen des 2. Weltkrieges und seinem gesellschaftlichen Wirken prägte

„Soll der Naturwissenschaftler sich in den großen Fragen der Zeit zu Wort melden“ fragte Peter Starlinger in seinem Eröffnungsbeitrag auf dem Mainzer Kongress „Naturwissenschaftler warnen vor neuer Atomrüstung“ Anfang Juli 1993 in Mainz. Leidenschaftlich beantwortet er diese Frage für sich mit JA, im doppelten Sinne: WisssenschaftlerInnen sollten sich als StaaatsbürgerInnen engagieren und mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in gesellschaftliche Auseinandersetzungen eingreifen. Er warb für dieses JA in der Scientific Community.

Beispielhaft lebte er dieses Engagement vor: in der Entwicklung und Gründung der Naturwissenschaftlerinitiative für den Frieden, besonders in der von ihm geprägten Vorbereitung des Mainzer Kongress gegen die neuen Atomwaffen aber auch bei den Kongressen zu den chemischen und biologischen Waffen. Er initiierte mit anderen Kollegen den damals bahnbrechenden Kongress in Mainz. Seine ganze Kraft steckte er in dessen Gelingen. Der dort verabschiedet Mainzer Appell wurde maßgeblich von ihm beeinflusst.

Immer waren diese nationalen Kongresse durch beteiligten ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler  international, aber die Internationalität gewann den Durchbruch durch den von dem Gorbatschowschen Veränderungen klimatisch geprägte internationalen Kongress „Ways out oft he arms race“ 1986 in Hamburg, Erstmals unterbreiteten Naturwissenschaftler konkrete Abrüstungsvorschläge in der ganzen Vielfalt und Breite der Bedrohungen. Einiges findet sich in den internationalen Vertragssystemen der Endphase des „Kalten Krieges“ wieder.

Es waren aber nicht nur die großen, öffentlichkeitswirksamen und Medienintensiven Kongressen, es war seine tagtägliche friedenspolitische Klein und Kernerarbeit, die Peter Starlinger auszeichnete. So auch die Gründung der Naturwissenschaftler Friedensinitiative, der Verantwortung und Leitung er von Anfang an in jüngere Hände legte. Er konnte sich auch immer wieder zurückziehen, war dieser Rückzug auch manchmal durch kontroverse Diskussionen über Wissenschaft und Verantwortung mit geprägt. Mut zur Kontroverse zeichnete ihn aus.

Alle die Jahre traf Frau und Mann Peter immer wieder bei den Aktionen der Friedensbewegung, Dieser fühlte er sich bis zum Schluss eng verbunden. Wissenschaft und Frieden waren seine Leidenschaft, er hat sie intensiv, glaubwürdig und engagiert gelebt.

Auch wenn wir ihn in den letzten Jahren, ja im letzten Jahrzehnt  seltener sahen, weniger Möglichkeiten  hatten, mit ihm zu diskutieren und zu streiten – er wird uns fehlen, als Persönlichkeit, die uns immer erinnerte, dass Frieden und Wissenschaft  Engagement erfordert und dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler historisch unverzichtbar waren und aktuell immer noch sind, wenn der Frieden in unsicheren und gefährlichen Zeiten gesichert werden soll.

Lieber Peter, Du hast uns in all den Jahren beeinflusst und geprägt. Wir werden  auch in Deinem Sinne weiter wirken.