Wir trauern um Helmut Aichele

Er hat uns viel gegeben und die „NaturwissenschaftlerInnen-Initiative – Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit e. V.“ über Jahre maßgeblich geprägt

Ein Nachruf auf Helmut Aichele

Nach längerer Krankheit verstarb Helmut Aichele am 28.10.2024. Er wurde 85 Jahre alt.

Sein Leben war geprägt durch seine Wissenschaft, die Geophysik und die Seismologie sowie gleichermaßen durch sein lebenslanges Engagement für den Frieden. Beides machte ihn zu einer zentralen und tragenden Persönlichkeit der naturwissenschaftlichen Friedensbewegung.

Sein beeindruckendes Wissen trug zu den Erkenntnissen über die Gefahren der Atomwaffen nicht nur bei uns, sondern auch in seiner Partei der SPD und der breiten Öffentlichkeit bei. Er unterstrich immer wieder mit wissenschaftlichen Argumenten die Möglichkeit und die Notwendigkeit des atomaren Teststopps – auch in Zeiten, in der viele daran zweifelten – und der unbedingten Notwendigkeit der Abschaffung aller Atomwaffen. Seine Überlegungen zur Verifikation prägten den wissenschaftlichen Diskurs und fanden Niederschlag in Abrüstungsverträgen.

Geradezu zwangsläufig übernahm er mit seinen überragenden Thesen leitende Funktionen in der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative – als Vorstandsmitglied, als Verantwortlicher für Finanzen und fast 10 Jahre lang als Vorsitzender. Er prägte die Entwicklung dieser Initiative, indem er immer wieder den Verantwortungsdiskurs der WissenschaftlerInnen und der Wissenschaft einforderte, aber auch verdeutlichte, dass eine friedliche Entwicklung dieser Welt untrennbar mit Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit verbunden ist. Noch im hohen Alter rief er immer wieder dazu auf, sich allen Kriegen in den Weg zu stellen und niemals zu denken, dass Krieg die Lösung eines Problems sein könnte. In diesem Sinne vertrat er stark, intensiv und immer wieder die „Politik der gemeinsamen Sicherheit“. Sicherheit einer Seite konnte es für ihn nicht geben, Sicherheit gibt es nur gemeinsam: durch gemeinsame Begegnungen und das Erkennen gemeinsamer Interessen. Dies führte auch zu seinem intensiven Engagement für die Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Wladimir und mit WissenschaftlerInnen von deren Universität. Im obigen Sinne war Helmut Aichele „Einsteinianer“ und „Brandtianer“.

Helmut war streitbar, wenn es um den Frieden und die Gerechtigkeit ging, er war immer da, wo Menschen sich für den Frieden engagierte. Oftmals sprach er auf kleinen und großen Veranstaltungen. Unzählig seine aktive Beteiligung an Friedensdemonstrationen. Er reichte über Grenzen hinweg seine Hand zum Dialog – national und international. Er war die Persönlichkeit, von der Jung und Alt gern vieles lernten und annahmen. Lieber Helmut, wir werden Dich nicht vergessen, aber bitter vermissen und in Deinem Sinne weiter für eine friedliche Welt ohne Kriege und Atomwaffen wirken – leider von nun an ohne Dich.