Am 1. Dezember legt die
Bundesregierung voraussichtlich dem Bundestag den Vertrag über das
CETA-Abkommen zur Ratifizierung vor. Dieses Abkommen ist auch die Blaupause für
das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP). Es gab massive Proteste aus Wissenschaft
und Zivilgesellschaft, die deutlich machen: Wer diese Abkommen ratifiziert,
handelt gegen den Willen der Bevölkerung, handelt gegen allgemein anerkannte
Erkenntnisse wissenschaftlicher Forschung.
Die Ratifizierung von CETA ist:
unnötig
Auch ohne Ratifizierung ist die
Senkung von Zöllen, Handelshemmnissen und globale Kooperation möglich und wird bereits
praktiziert.
antidemokratisch
Mit der Einführung von exklusiven
Konzernklagerechten werden demokratische Selbstbestimmungsrechte durch
praktisch unkündbare Verträge ausgehebelt.
ungewollt
Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen TTIP, CETA und Co. Kanada hatte 2018 noch begrüßt, dass im USMCA, dem Nachfolgevertrag von NAFTA, jetzt keine Investorschiedsgericht mehr enthalten sind.
zukunftslos
Sie bremst Klimaschutz und die
demokratische Gestaltung der notwendigen sozialökologischen Transformation,
fördert Privatisierung von öffentlicher Daseinsvorsorge und öffentlichen Gütern
und beschränkt die Handlungsfähigkeit von Staat und Behörden im Notfall, beispielsweise
einer Pandemie.
Dazu sagt Dr. Sibylle Brosius,
Vorstand der NaturwissenschaftlerInnen-Initiative e.V.:
„Mit der Ratifizierung von CETA entmachtet sich der Bundestag selbst. Damit
werden die Grundlagen unseres Rechtsstaates weiter unterminiert. Recht wird nicht
mehr allein durch Parlamente gesetzt, sondern daneben noch durch
intransparente, nicht demokratisch gewählte Gremien. Konsequenterweise hat der
Deutsche Richterbund (auf Anfrage der EU-Kommission) schon 2017 vor der
Einführung des geplanten Investorschiedsgerichtshofes gewarnt. Ein
Wirtschaftswachstum wird nicht erreicht, wie auch eine von der EU-Kommission selbst beauftragte Studie zeigt.
Große Konzerne und Finanzinvestoren gewinnen, während kleine regionale Betriebe
leiden. Dem Steuerzahler drohen hohe Gerichtskosten, Staat und Behörden
lähmende Gerichtsverfahren. Die öffentliche Daseinsvorsorge wird weiter
privatisiert werden und die Mitsprache der Bevölkerung wird weiter in den
Hintergrund gedrängt, anstatt sie auszubauen.“
Gegen diese Ungerechtigkeit in den
Verträgen, die auch durch die Anhänge bei CETA nicht geändert werden, haben 2014
– 2016 in Deutschland Hundertausende auf den Straßen protestiert. Alle Parteien
haben daraufhin fünf Jahre lang jeden Dialog abgelehnt. Jetzt im Nachgang
von Corona und im Schatten des Ukrainekrieges soll das Abkommen plötzlich ratifiziert
werden, ohne dass die Zivilgesellschaft mitreden kann. Demokratie und
verantwortungsvolle Entscheidungen brauchen Zeit und transparente Diskussionen.
Der Krieg soll nun dafür herhalten, dass wir mit unseren Freunden rasch den
Vertrag abschließen müssen – wollen wir uns jetzt gegenseitig verklagen können?
Das ist keine Freundschaft, sondern zeugt von tiefstem Misstrauen und
Konkurrenz – Kriegslogik eben.
Jetzt also wollen diese Parteien
unumkehrbar einem Vertrag zustimmen, der unser Gemeinwohl den Regeln privater
Profitinteressen unterordnet. Eine Ratifizierung des CETA-Abkommens würde einen
Dammbruch bedeuten und eine Entdemokratisierung auf Jahrzehnte festschreiben. International
würden Blockbildung und Konfrontation befeuert werden. Wir brauchen aber eine
globale Kooperation, um der Klimakrise zu begegnen. Ohne globale Kooperation gibt
es keinen Frieden.
Wir appellieren an die Mitglieder des
Bundestags: Verweigern Sie sich der Kriegslogik von CETA. Schaffen sie
stattdessen die Grundlagen für eine friedliche, globale, für eine echte
Kooperation jetzt!“
NatWiss
wird im Anschluss an diese Pressemitteilung ein Schreiben an alle Mitglieder
des Bundestags mit der Aufforderung versenden, Wissenschaft und
Zivilgesellschaft zu respektieren und der Ratifizierung von CETA die Stimme zu
verweigern.