Wirklich ?
Eigentlich sollte man es sich verkneifen – das Einstimmen in die Kakophonie der Lohnschreiber und Dampfplauderer in den Medien, die mit dem gängigen Trabi-, Bananen- und Stasigebrüll darüber hinwegtäuschen, dass Freiheit, Demokratie und Menschenrechte für sie realitätsferne und utopische Abstraktionen sind – und bleiben werden. Lakonisch verfaßte Statements über den hektischen Bau vieler Mauern weltweit 25 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer in Zusammenhang zu bringen mit dem „westlichen“ Wertesystem, das auf den simplen Säulen Ausbeutung und Vernichtung fußt, ist ihre Sache nicht. Dank industrialisierter „Border Technology and Security“ mit „Automated Kill Zones“ und „Sensor-Shooter-Platforms“ lassen sich heute Hunderte und Tausende Kilometer Sperrzäune realisieren. Beim Versuch, die mehr als 1.000km lange Grenze vom mit den USA befreundeten Freihandelsland Mexiko zu überwinden, sterben jährlich schätzungsweise bis zu 500 Menschen. Saudi-Arabien sichert seine rund 4.500km lange Grenze mit massiver Hightech, Indien 500km zu Pakistan, beide Koreastaaten sind hermetisch getrennt, Israel gegen Palästina, Südafrika gegen Simbabwe, Usbekistan gegen Kirgistan, Sunniten gegen Schiiten, Belfasts Katholiken gegen Belfasts Protestanten, Wohlhabende in Luxuswohnvierteln gegen Arme in Ghettos – und so weiter. Den perfidesten Schutzwall aber haben die „Guten“ konstruiert – Wir – die Europäer: Die mit Milliardenausgaben finanzierte, 2004 erfundene Grenzschutzagentur Frontex aus dem EU-Fonds „Solidarität und Steuerung der Migrationsströme“ ist zwar eine gegen viele nationale (und internationale) Gesetze verstoßende – aber „effektive“ Vernichtungsmaschine. 20.000 Tote seit den 1990er Jahren! Noch aufgeregt über den Fall der Berliner Mauer?
Foto: José Palazón / AFP (span. Exklave Melilla in Marokko, 2014)