Petition: Eskalationsspirale stoppen

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine Petition gestartet, um die Eskalationsspirale zu stoppen.

Scientists have launched a petition to stop the escalation spiral.

An english verison of the petition text is here.

Petition: Eskalationsspirale stoppen

Wir sind PhysikerInnen, MitarbeiterInnen in nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen. Wir sind stolz auf unsere internationalen Kontakte und Kooperationen und wir sind stolz darauf, die wissenschaftliche Zusammenarbeit auf der ganzen Welt als Initiative zum Frieden zu fördern.

Wir verurteilen den Krieg gegen die Ukraine auf das Schärfste und fordern, dass dieser Krieg sofort beendet wird. Wir sind angewidert von Kriegsverbrechen und fordern einen sofortigen Waffenstillstand. Wir sind schockiert über Gedankenspiele eines Dritten Weltkriegs, und wir verurteilen alle nuklearen Bedrohungen nachdrücklich.

Diese Eskalationsspirale muss jetzt gestoppt werden!

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit russischen und belorussischen Institutionen wurde in vielen westlichen Ländern ausgesetzt. Dazu gehört der Ausschluss von WissenschaftlerInnen mit russischer und belorussischer Zugehörigkeit von Experimenten, die über Jahrzehnte zusammen aufgebaut wurden, und aus anderen gemeinsamen wissenschaftlichen Projekten sowie die Aussetzung gemeinsamer Publikationen. Offene internationale Konferenzen und Workshops können nicht mehr zusammen durchgeführt werden.  Diese Beschränkungen werden gemeinnützigen, nichtmilitärischen und non-dual-use Bereichen auferlegt, die in der Vergangenheit als Brücken zwischen Nationen errichtet wurden. Die Beschränkungen betreffen die friedliche Forschung im Allgemeinen und werden Menschen auferlegt, die nicht für diesen Krieg verantwortlich sind, was außerdem auch gegen die gute wissenschaftliche und moralische Praxis verstößt.

Die Sanktionen, die gegen WissenschaftlerInnen verhängt werden, sind kontraproduktiv, sie üben keinen Druck auf die russische Regierung aus, sondern machen die Kommunikation zwischen WissenschaftlerInnen schwierig und in einigen Fällen unmöglich. Sie betreffen oft KollegInnen, die unsere Verurteilung des Krieges teilen und ihr eigenes Wohlergehen gefährdet haben, indem sie ihre Meinung öffentlich geäußert haben. Diese Sanktionen werden nicht dazu beitragen, einen Waffenstillstand zu erreichen oder den Konflikt zu lösen. Im Gegenteil, diese Maßnahmen werden russische und belorussische WissenschaftlerInnen isolieren und von internationalen Diskussionen, in der Wissenschaft und anderswo entkoppeln.

Unsere wissenschaftliche Forschung konzentriert sich auf grundlegende Fragen von allgemeinem Interesse. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit sollte über politische Grenzen hinweg offen bleiben und nicht politischen Zielen untergeordnet werden.

Wir fordern die Direktorien von Forschungseinrichtungen, RektorInnen von Universitäten, wissenschaftlichen Akademien, LeiterInnen experimenteller Kooperationen, OrganisatorInnen wissenschaftlicher Treffen und Mitglieder wissenschaftlicher Ausschüsse auf:

  • Die Sanktionen gegen WissenschaftlerInnen aufzuheben, da die Wissenschaft unabhängig von politischen Interessen sein muss und solche Sanktionen den Kommunikationskanälen schaden, die dazu beitragen können, eine friedliche Welt zu erreichen;
  • Weiterhin nichtmilitärische und friedliche wissenschaftliche Projekte zu fördern, die den ethischen Grundsätzen der Wissenschaft entsprechen und der guten wissenschaftlichen Praxis folgen;
  • Weiterhin gemeinsame wissenschaftliche Veröffentlichungen und die Teilnahme an offenen Konferenzen zu ermöglichen;
  • Aufrechterhaltung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, um die Entstehung von zusätzlichen Spannungsquellen zu vermeiden, die den Konflikt eskalieren, und ihn auf die wissenschaftlichen und persönlichen Beziehungen innerhalb der Physikgemeinschaft auszudehnen.

Wir wissen um die Komplexität der Situation und den Druck, der auf die wissenschaftlichen Institutionen wirkt, aber wir glauben, dass durch die Umsetzung der oben genannten Punkte angemessene, ausgewogene und vernünftige Ansätze verfolgt werden können, wie sich in der von vielen Organisationen angenommenen Politik widerspiegelt.